Mehr als nur ein ästhetischer “Makel”
Eine Lippenspalte ist ein offensichtlicher “Makel” im Gesicht. Je nach Größe und Ausprägung sind die Kinder mehr oder weniger entstellt. Wegen ihres “Andersseins” werden sie verspottet und ausgegrenzt, leben oft ein Leben in sozialer Isolation. Die psychischen und emotionalen Belastungen sind für Kind und Eltern erheblich. Kinder, die keinen Zugang zu einer Behandlung haben oder erst spät behandelt werden, leiden doppelt.
Funktionelle Störungen
Bei einer Spaltform, bei der auch der harte Gaumen betroffen ist, fehlt die Trennung von Mund- und Nasenraum. Das Zusammenspiel der Lippen-, Zungen- und Gaumenmuskulatur ist gestört, hinzukommt eine veränderte Lage der Zunge, die sich nach hinten in den Spalt verlagert. Schwerwiegende funktionelle Beeinträchtigungen sind die Folge: das Schlucken und Atmen, die frühe Lautbildung, das Klangbild der Stimme sind davon betroffen. Dass durch den offenen Gaumen Nahrung in die Nase gelangt, ist für die Betroffenen mit Scham verbunden. Die Störungen im Bereich der Lautbildung haben eine verzögerte Sprachentwicklung zur Folge. Hördefizite verursacht durch chronische Mittelohrentzündungen können das Sprechen lernen zusätzlich erschweren. Durch ihre unklare Sprache und eine oft nasale Stimme werden die Kinder häufig stigmatisiert, gelten als behindert.
Bei Babys können die Störungen beim Atmen und der Nahrungsaufnahme lebensbedrohlich werden. Die Kinder sind oft mangel- oder unterernährt und in Folge anfällig für Infekte. Hinzukommt ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Abszesses im Mundraum.
In Kombination mit einer durch die Operationen bedingten Narbenbildungen können die funktionellen Störungen im Wachstumsalter des Weiteren zu Beeinträchtigungen bei der Zahnstellung sowie der Kiefer- und Gesichtsschädelentwicklung führen.