Deutsch-afrikanischer Hilfseinsatz in Ruanda

Nach einem Jahr Zwangspause ist es endlich wieder soweit: Dr. Oliver Blume und Gunther Au-Balbach machen sich auf den Weg nach Ruanda. Vom 19. bis 26. März findet ein deutsch-afrikanischer Hilfseinsatz statt. Fester Teil des Teams sind unser Chirurg Dr. Laurent Siborurema aus Ruanda und Anästhesist Dr. Emmanuel Munyarugero, der aus Uganda angereist ist. Partnerkrankenhaus ist das Rwamagana Hospital in Rwamagana, knapp zwei Autostunden von Kigali, der Hauptstadt Ruandas entfernt.

26 Kinder warten sehnsüchtig auf Hilfe

Als unser Team im Krankenhaus eintrifft, werden sie schon sehnsüchtig von den 26 Patientinnen und Patienten und deren Familien erwartet.

Beim Patienten-Screening fällt sofort ein kleines Mädchen auf. Claudine hat eine seltene horizontale Spalte. Die Fehlbildung erstreckt sich vom rechten Mundwinkel quer über die Wange bis fast zum Ohr. Die Operation ist kompliziert und erfordert nicht nur besonderes chirurgisches Geschick. Oliver und Gunther sind froh, mit Dr. Emma, wie er von allen genannt wird, einen extrem erfahrenen Anästhesisten an ihrer Seite zu wissen. Sie kennen Emma bereits seit fast 20 Jahren und wissen, dass sie sich auf ihn und sein Können verlassen können.

Doch nicht nur Claudines Operation ist komplexer und damit zeitintensiver als eine normale Spaltoperation. Bei fast der Hälfte der Kinder müssen aufwendige Korrekturoperationen durchgeführt werden. Solche Eingriffe sind dann nötig, wenn die erste Operation nicht fachgerecht durchgeführt wurde. Nicht selten ist das das Ergebnis von Hilfseinsätzen, die von unerfahrenen Teams durchgeführt werden. „Safari-Chirurgie“, bei der die Kinder zu Trainingszwecken genutzt werden. Wulstige Narben, hochgezogene Lippen und große Fisteln im Gaumen sind die unschönen und oft fatalen Folgen.

Ein Zettel voller Hoffnung

Besonders berührend ist die Geschichte von Ernest. Der Junge steht bei der Patientenaufnahme mit einem Zettel in der Hand vor den Ärzten.

„My name is Manirakiza, Ernest. How are you now. I am fine. I have education, I have painful mouth“, so die Nachricht, mit der der Junge zu unserem Hilfseinsatz geschickt wurde.

Auf den ersten Blick ist das Problem gar nicht zu erkennen. Erst als der Junge versucht, seinen Mund zu öffnen, offenbart sich das Ausmaß seiner leidvollen Geschichte. Als Folge einer Verätzung – vermutlich verursacht durch Säure – kann Ernest seinen Mund kaum noch öffnen. Er spricht nur schlecht, Essen und Trinken ist ganz schwierig, er leidet unter chronischen Schmerzen. Man kann sich unschwer vorstellen, wie weh ihm allein Gähnen tun muss! Auch wenn Ernest keine Spalte hat, jeder im Team weiß sofort, dass diesem Kind geholfen werden muss. Oliver und Gunther gelingt es, eine fast normale Mundöffnung wiederherzustellen. Auch das Lippenrot rekonstruieren sie. Ernest kann sein Glück kaum glauben. Während des ganzen Einsatzes ist er immer in der Nähe des Teams. Der Abschied von Ernest fällt schwer. Doch es ist für alle beruhigend zu wissen, dass für den Jungen nun ein neuer, besserer Lebensabschnitt beginnt. 

Als Zeichen der Anerkennung und des Danks findet zum Abschluss des erfolgreichen Einsatzes ein offizieller Fototermin vor dem Rwamagana Hospital mit Klinikleitung und Gemeindevertretern statt. Ein besonderer Moment und das Ergebnis jahrelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit.