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Die Ausgangssperre in Bolivien wird nach drei Monaten nun langsam gelockert. Am 9. Juni konnte Dr. Adolfo Mamani in La Paz so die ersten fünf Patienten operieren, deren Behandlung aufgrund von Corona verschoben werden musste. Natürlich mit angepassten Sicherheits- und Hygienestandards, um die Patienten und deren Familien sowie das eigene Team vor Corona zu schützen. Die Eltern unserer Patienten haben sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Sie sind sehr glücklich und dankbar, dass ihre Kinder nun operiert werden konnten. Auch Sprachtherapie und psychotherapeutische Behandlungen unserer Patienten in La Paz finden jetzt wieder statt. Für Patienten, die aufgrund der immer noch eingeschränkten Transportmöglichkeiten nicht für die Therapie nach La Paz kommen können, bieten unsere Therapeuten Online-Sitzungen per Zoom an.
Mit einer strengen, zweieinhalb Monate andauernden Ausgangssperre ist es Vietnam gelungen, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. So wurde der Lockdown bereits vor drei Wochen aufgehoben. Seitdem darf unser Team OSCA unter der Leitung von Dr. Ai in Hanoi auch wieder Spaltpatienten behandeln. Chi ist eine der kleinen Patientinnen. Ihre Operation war für April angesetzt und wurde auf unbekannt verschoben. Ihre Eltern waren in großer Sorge, dass ihre Tochter nun womöglich nicht mehr behandelt würde. Umso glücklicher sind sie, dass es jetzt doch so schnell ging und Chi den Eingriff gut überstanden hat. 15 Kinder operierte Dr. Ai in den letzten drei Wochen. Normalerweise sind es maximal zehn Patienten pro Monat. Doch durch den Lockdown ist ein „Operationsstau“ entstanden. 40 Kinder stehen aktuell noch auf der Warteliste.
Krisen fordern und fördern Kreativität. Bestes Beispiel dafür ist unser langjähriger Partner, Dr. Zaman. In seiner Heimatstadt Dhaka startete der Chirurg eine private Hilfsaktion, finanziert durch Spenden aus seinem internationalen Freundes- und Bekanntenkreis.
Seit 26. März ist das Land im totalen Lockdown, die Fallzahlen steigen täglich. Unzählige Menschen aus allen Bevölkerungsschichten sind plötzlich arbeitslos geworden. Das trifft vor allem die arme Bevölkerung sehr hart, sie haben kein Geld mehr, um ihre Familien zu ernähren. Um diesen Menschen zu helfen, wurde Dr. Zaman nun aktiv. In seiner Garage packen freiwillige Helfer Essenspakete für Bedürftige. Darin enthalten: Reis, Linsen, Eiern, Zwiebeln, Kartoffeln und Speiseöl. 1.200 Familien konnte Dr. Zaman so bereits helfen! Er will diese großartige Aktion unbedingt fortsetzen. Denn eine Verbesserung der Situation in Bangladesch ist aktuell nicht absehbar.
Die Coronakrise trifft arme Länder besonders hart. Die meist ohnehin schon schlechte medizinische Infrastrukur kommt dort schnell an ihre Grenzen. Das ist zum Beispiel in Bangladesch, einem unserer Schwerpunktländer, der Fall. Unser langjähriger Partner, der Chirurg Dr. Zaman, berichtet von der aktuellen Situation:
„Der Lockdown wurde bis zum 16. Mai verlängert. Jeden Tag werden viele neue Fälle gemeldet, besonders viele aus der Hauptstadt Dhaka und aus Narayanganj. Die Dunkelziffer ist hoch, da wir viel zu wenige Tests haben. Und auch kein Personal, keine Labore, um die Tests durchzuführen. Für die Versorgung der Infizierten fehlen Beatmungsgeräte und die Schutzausrüstung für die Helfer, die sich so in große Gefahr begeben. Für die armen Familien ist der Lockdown eine furchtbare Situation: Um sich vor dem Virus zu schützen, müssten sie Zuhause bleiben. Das bedeutet aber keinen Verdienst, kein Essen. So leiden viele Menschen in Bangladesch inzwischen an Hunger. Besonders schlimm ist es für mich, dass ich meinen Patienten nicht helfen kann. Sie können nicht zu den vereinbarten Operationen kommen. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel, die wenigen Krankenhäuser sind mit Covid 19-Patienten überfüllt. Ich kann mir nur ihre Sorgen am Telefon anhören.“
„Es tut gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die in dieser schwierigen Zeit an uns denken. Ich danke von Herzen Dr. Ulrike Lamlé, die eine Lieferung von FFP2-Schutzmasken für unsere Teams auf den Weg gebracht hat. Ein großes Dankeschön auch an die Deutsche Cleft Kinderhilfe und die vielen Spender aus Deutschland. Danke, dass Sie uns nicht vergessen. Die Kinder brauchen unsere Hilfe jetzt mehr denn je!“
Dr. Zaman, auf dem Bild mit Dr. Ulrike Lamlé, unserer ehrenamtlichen Projektleiterin Bangladesch
In sechs unserer indischen Spaltzentren behandeln wir unsere Patienten mit Sprach- und Funktionstherapie. Leitende Therapeutin ist Lakshmi Godavarthi aus Visakhapatnam. Per Video weist sie ihre Kollegen ein, wie Sprachtherapie trotz Social Distancing fortgesetzt werden kann. Dabei spielen die Einbindung und das Mitwirken der Eltern eine wesentliche Rolle. Sofern diese einen Zugang zum Internet haben , sind die Therapiesitzungen mit den Kindern via Skype, Zoom, WhatsApp möglich. Das ist der einfachste Weg. Ist das nicht der Fall, werden die Eltern per Audio-Call eingewiesen, wie sie Zuhause Übungen mit ihren Kindern durchführen können. Der Austausch ist nicht immer einfach, da viele Eltern unserer Patienten weder lesen noch schreiben können. Wie die Kommunikation mit ihnen gestaltet werden kann, damit die Therapie der Kinder nicht gänzlich gestoppt wird, vermittelt Lakshmi ihren Kollegen per Video:
Der Lockdown in Indien geht in die zweite Phase und wird zunächst bis zum 3. Mai verlängert. Für unsere Spaltkinder, von denen der Großteil in großer Armut lebt, hat das dramatische Folgen. Die Menschen haben aktuell keine Möglichkeit, ihrer Arbeit nachzugehen und so die Grundversorgung ihrer Familien zu sichern. „Social Distancing“ ist auf engstem Lebensraum kaum möglich, schlechte Hygienebedingungen stellen eine zusätzliche Gefahr dar. Unsere Ärzte vor Ort versuchen, den Kontakt über Online-Medien zu halten. Das Team in Kolkata bespricht mit den Eltern ihrer kleinen Patienten über Whatsapp-Video die anstehende Operation oder auch weitere Folgetherapien.
Unsere leitende Sprachtherapeutin Lakshmi aus Visakhapatnam führt mit einigen ihrer Patienten Online-Sprachtherapie-Sitzungen durch und ist im Austausch mit ihren indischen Kollegen aus anderen Behandlungszentren.
Als Organisation im Bereich der medizinischen Hilfe sind wir uns unserer Verantwortung in dieser Krise sehr bewusst. Wir tragen Verantwortung gegenüber unseren Partnern in den Ländern, den vielen Helfern weltweit und natürlich gegenüber unseren Patienten. Entsprechend reagieren wir auf die aktuellen Entwicklungen. Im Bereich Weiterbildung haben wir schon früh, als das Ausmaß der Pandemie in seiner ganzen Tragweite noch nicht abzusehen war, verschiedene Aktivitäten verschoben: ein im Februar geplantes chirugisches Simulatortraining für unsere jungen Chirurgen aus Indien und Bangladesch sowie eine Weiterbildung zwei unserer afghanischen Chirurgen am Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan. Und auch unser alljährlicher Ausbildungseinsatz in Vietnam, der im Mai unter der Leitung unserer beiden deutschen Chirurgen Daniel Lonic und Denys Loeffelbein in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt hätte stattfinden sollen, kann angesichts der aktuellen Lage frühestens im Herbst nachgeholt werden. Wir hoffen, diese Aktivitäten bald wieder aufnehmen zu können.