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Die Zwillinge Wilian und Yeison aus Peru

Hinter jedem unserer „Fälle“ stecken Schicksale. Schicksale von Kindern, die nicht verstehen, warum sie es in vieler Hinsicht so viel schwerer haben als ihre Spielkameraden und Freunde. Umso schöner ist es für uns, wenn wir eine Gelegenheit bekommen zu sehen, wie es mit diesen Kindern nach ihrer Operation weitergeht. Ein solcher Fall sind Wilian und Yeison Quispe aus Peru. Unser langjähriger peruanischer Partner, der Chirurg Dr. Alberto Bardales, besuchte sie sieben Jahre nach ihrer letzten Operation bei ihnen zu Hause.

Wilian und Yeison leben mit ihren Eltern Fredy und Eliza auf 3.328 m Höhe in der ländlichen Gemeinde Huacapunco im Andenbezirk Colquepata im Südosten unseres Projektlandes Peru. Sie sind Nachfahren der südamerikanischen Ureinwohner, die Quechua statt Spanisch sprechen. Sie leben von Landwirtschaft und der Zucht von Schafen, Meerschweinchen und Hühnern. Einmal die Woche fährt Vater Fredy mit dem Fahrrad ins Dorf, um die Produkte auf dem Markt zu verkaufen. Die meisten der Menschen in dieser abgelegenen Region drei Stunden von Cusco entfernt sind sehr arm und leben in einfachsten Verhältnissen. Die Häuser sind aus Lehm, das Wasser kommt aus einem Fluss. Im Winter frieren sie.

Eliza erzählt Dr. Bardales die Geschichte der Familie: Als das Paar erfährt, dass Eliza schwanger ist, freuen sie sich sehr auf ihr erstes Kind. Zu Kontrolluntersuchungen ins Krankenhaus zu gehen schaffen sie nicht – vor Ort gibt es keines, der Weg in die Stadt ist weit und teuer. Elizas Schwangerschaft verläuft problemlos, doch ihr Bauch wird größer und größer. Sie vermuten, dass sie vielleicht Zwillinge erwarten. Für die Geburt im Juli 2013 gehen sie dann ins Krankenhaus – ein Glück für Mutter und Kinder! Die Zwillinge müssen mit Kaiserschnitt entbunden werden.

Alles geht gut, aber in die Erleichterung mischt sich Schreck: die Babys haben „in zwei Hälften gespaltene Münder“. Die Diagnose: beide Jungen haben eine beidseitige Lippenspalte und dazu eine schwere Gaumenspalte.

„Wir dachten, der Blitz hätte unsere Kinder getroffen oder es sei eine Hexerei … wir wussten nicht, was wir tun sollten. Ich konnte Wilian und Yeison nicht die Brust geben. Sie weinten viel… wir litten sehr. Wir waren verzweifelt. Wir fragten die Ärzte und sie sagten uns, dass es sich um eine Fehlbildung namens Lippen-Kiefer-Gaumenspalte handele und dass es eine Lösung gäbe und dass wir ruhig abwarten sollten, um ihnen helfen zu können. Einige Leute in der Gemeinde und in der Stadt sagten uns, dass wir Wilian und Yeison verstecken und sie sogar im Stich lassen sollten. Wir verdeckten ihre Gesichter, damit niemand sie sehen konnte. Wir waren sehr traurig… wir haben viel geweint.“

– Eliza Quispe, Mutter von Wilian und Yeison

Hilfe in einer schwierigen Situation

Eliza und Fredy weinen viel und haben Angst, dass Wilian und Yeison sterben. In der örtlichen Krankenstation zeigen die Krankenschwestern Eliza spezielle Füttertechniken für Babys mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. „Nach und nach lernten wir, wie man sie füttert… und unsere Babys nahmen zu.“

Nun, da die unmittelbare Gefahr gebannt ist, überlegen Eliza und Fredy, wie es weitergehen soll. Die Krankenstation im Bezirk registriert Wilian und Yeison. Mitsee, eine Psychologin von unserer Partnerorganisation Qorito in Cusco, trifft sich erstmals mit Fredy. Sie erzählt ihm von unserem Hilfsprogramm und gibt ihm einen Termin, an dem das Qorito-Team aus Lima nach Cusco kommen wird, um Wilian und Yeison zu operieren.

„Wir reisten mit dem Bus zum Regionalkrankenhaus in Cusco. Sie erklärten uns alles in aller Ruhe und in unserer Sprache Quechua. Wir wünschten uns nur, dass unsere Babys geheilt werden.“

Ein gutes Ende

2014 und 2015 schließt unser Chirurg Dr. Alberto Bardales erfolgreich die Lippen- und Gaumenspalten der Babys. „Ihre Wunden heilten… und sie konnten lächeln und wir auch, erzählt Eliza erleichtert. „An den Orten, an denen wir behandelt wurden, gaben uns auch die Psychologen und Sprachtherapeuten Empfehlungen, und wir waren sehr froh über ihre Hilfe. Jetzt sind wir und unsere Kinder glücklich. Wir leben immer noch als Familie auf dem Land. Ich möchte Gott und den peruanischen Ärzten von Qorito und den Menschen aus Deutschland (DCKH) für ihre Unterstützung danken… danke, dass Sie unserem Volk helfen.“

Die Kinder haben sich durch die OPs gut in die Gemeinde integriert und werden nicht mehr ausgegrenzt. Dank der gut durchgeführten Operationen sieht man heute nichts mehr von ihren Spalten. Sie haben sich gut entwickelt und gehen in einem Dorf in der Nähe zur Schule. Den Schulweg legen sie zu Fuß zurück. An dem Tag als Dr. Bardales zu Besuch kommt, waren sie zufällig Zuhause geblieben, um die Schafe zu hüten und den Eltern bei der Haferernte zu helfen.

Wie viele Spaltpatienten bräuchten Wilian und Yeison Sprachtherapie, um ihre Aussprache zu verbessern. Sprachtherapie ist Teil einer umfassenden Spalttherapie, auf die wir in allen unseren Projektländern hinarbeiten. Auch ihre Zähne sind in einem sehr schlechten Zustand, was in der Region leider sehr häufig ist, auch bei ohne Spalte geborene Kindern. Bei Dr. Bardales neuestem Hilfseinsatz in Cusco, kurz nach seinem Besuch, hat nun eine Zahnärztin auch die Zähne der Zwillinge versorgt.

Wilian und Yeison sind jetzt neun Jahre alt und können sich auf ein ganz normales Leben freuen – ein Leben, das vielen Kindern mit unbehandelten Spalten so nicht möglich ist. Wir freuen uns mit ihnen und den vielen Kindern wie ihnen, denen wir bislang helfen konnten. Dafür, dass sie dies möglich gemacht haben, bedanken wir uns bei unseren Ärzten, Therapeuten und Organisatoren in den Projektländern und natürlich bei unseren zahlreichen Spendern in Deutschland und aller Welt.