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Unsere Patientin Dharati

In Indien führen wir jedes Jahr über 3.000 Operationen für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten durch. Unser Ziel ist es, die Kinder so umfassend wie möglich zu versorgen. Mit den oft nötigen Zusatztherapien wie Kieferorthopädie oder Sprachtherapie kann sich die Behandlung über Jahre hinziehen. Über unsere Patientendatenbank verfolgen wir die Behandlung. Die zur Dokumentation der Behandlungen hochgeladenen Fotos dokumentieren auch, wie die Kinder aufwachsen. Dharati ist eine Patientin aus der Anfangszeit unserer Arbeit, die wir lange begleiten durften und die uns allen im Gedächtnis und Herzen geblieben ist.

Dharatis Familie lebte in ärmsten Verhältnissen. Als landlose Bauern konnten sie sich die Behandlung ihrer Tochter nicht leisten. Dharati musste mit den gesundheitlichen und sozialen Folgen ihrer unbehandelten Spalte jahrelang leben. Erst als Dharati schon fünf Jahre alt war, wurden ihre Eltern an einer Milchabgabestelle auf ein Plakat aufmerksam: Kostenlose Operationen für Kinder mit Spaltbildung! Was für eine glückliche Fügung!

Kurz darauf erhielt Dharati ihre erste Operation in unserem Spaltzentrum in Ahmedabad. Der Eingriff verlief sehr gut, ihre Lippe und der Gaumen heilten schnell. Als der behandelnde Chirurg einige Zeit später bei Dharati zuhause zur Kontrolle vorbeikam, fiel ihm jedoch auf, dass das Mädchen beim Lächeln stets die Lippen aufeinander gepresst hielt…

Die kleine Dharati vor der Operation. Die Spalte betrifft neben der Lippe deutlich sichtbar auch den Oberkiefer. Lippenspalten können schon nach dem dritten Lebensmonat operiert werden. Das Kind kann dann normal trinken und entwickelt sich dadurch viel besser. Vor der Operation der Spalte müssen die Eltern die Kinder mit einer speziellen Technik füttern, was viele ohne Hilfe nicht schaffen. Als Folge ist das Kind unterernährt und geschwächt, wächst langsamer, und ist anfällig für Krankheiten. Ohne Behandlung sterben viele Spaltkinder tragischer- und unnötigerweise schon als Babys oder Kleinkinder. Wir arbeiten jeden Tag daran, allen Familien auch in entlegenen Gebieten über Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und ihre Management- und Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären, damit die Kinder schnell ein ganz normales Leben führen können.

Wie ging Dharatis Geschichte weiter?

Schon nach der ersten Operation hat sich für Dharati viel verändert: Sie ist keine Außenseiterin mehr, sie hüpft und strahlt mit ihren Freunden um die Wette. Doch für das Loch in ihrem Kiefer und die große Zahnlücke schämt sie ich noch immer ein wenig.

Der Chirurg kann sie jedoch beruhigen: Dharati ist mittlerweile alt genug für das sogenannte Bone-Grafting. Dabei handelt es sich um eine Folgebehandlung, die auf den grundlegenden Lippen- und Gaumenverschlussoperationen aufbaut. In einer Knochentransplantation wird mit körpereigenem Knochenmaterial der Spalt im Kiefer aufgefüllt. Danach können fehlende Zähne eingefügt werden. Die Folge ist eine weitere Verbesserung des Behandlungsergebnisses für die Patientinnen und Patienten.

Heute zeigt Dharati gerne allen ihren Mitmenschen ihr breites Grinsen. Das Gefühl, sich verstecken zu müssen, hat sie nicht mehr. Viele Kinder mit Spaltbildung wie Dharati warten noch auf ihre Operation. Wir kämpfen für jedes von ihnen.