Andrea (7), Ruth (3), Juan (5)

Cajamarca, Peru

In Peru werden jährlich 800 bis 1000 Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKGS) geboren. Deutsche Cleft Kinderhilfe ist in Peru bereits seit 2006 aktiv. Unsere Hilfe stützt sich auf zwei feste Projektstandorte: in der Hauptstadt Lima sowie in Cusco, im Süden Perus. Zusätzliche Operationseinsätze unserer lokalen Ärzte-Teams im Umland sichern auch Kindern aus entlegenen Regionen eine qualifizierte Behandlung mit Chirurgie und Folgetherapien.

Ende März fand ein solcher Operationseinsatz unter der Leitung von Dr. Alberto Bardales statt, im Hospital Simón Bolívar in Cajamarca. Der Ort liegt 850km nördlich von der Hauptstadt Lima, in den Anden – auf 2. 750 Meter über dem Meeresspiegel. In der Region um Cajamarca gibt es keine Chirurginnen und Chirurgen mit der nötigen Erfahrung, um Patienten mit einer Spaltfehlbildung qualifiziert zu operieren. Dr. Bardales organisiert regelmäßig Operationseinsätze für Familien aus den schwer zugänglichen Anden-Regionen, nicht nur in Cajamarca, sondern auch in Huánuco, Puno und seiner Heimatstadt Azángaro. Auch bei diesen Einsätzen hat er sein interdisziplinäres Team an seiner Seite. 

Aushang für den Operationseinsatz für Kinder mit Lippen- und Gaumenspalten
Der Bedarf ist groß, viele Familien sind gekommen
Großes Ereignis: Krankenhausdirektorin Gladys Delgado im TV-Interview
Unsere langjähriger Partner in Peru: Dr. Alberto Bardales (4 v. r.)

Unterstützt wurde der Operationseinsatz von der Regionalregierung von Cajamarca, dem Simón Bolívar Krankenhaus, unserer peruanischen Partnerorganisation Qorito von Dr. Bardales, und von uns, der Deutschen Cleft Kinderhilfe. Ein großes Ereignis in der kleinen Stadt: Selbst das Fernsehen war zugegen und interviewte Krankenhausdirektorin Gladys Delgado.

Interdisziplinäre Therapie: Operation, Zahnbehandlung, Psychologische Betreuung

Dr. Bardales und sein Team operierten an knapp vier Tagen27 Kinder. 70 Prozent der Patienten hatten eine Gaumenspalte! Der Verschluss des Gaumens ist zeitaufwändig und in den meisten Fällen weitaus komplexer als der Verschluss einer Lippenspalte. Ein offener Gaumen hat für die Kindesentwicklung schlimme Folgen: Sie können nicht richtig essen, nicht deutlich sprechen und werden oft ihr Leben lang ausgegrenzt. Fatal ist auch ein unsachgemäß operierter Gaumen: Ein späterer Korrektureingriff hat wenig Chancen auf Besserung. Unter Spalt-Chirurgen heißt es nicht ohne Grund: Beim Gaumen hat man nur eine Chance. 

Zusätzlich erhielten viele Kinder eine Zahnbehandlung, da eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oft mit Zahn- und Kieferfehlstellungen einhergeht. Darüber hinaus haben fast alle Kinder aufgrund der offenen Lippenspalte schlechte Zähne.
Einige Familien erhielten eine psychologische Betreuung für den Umgang mit Ausgrenzung und Spott. Und um die Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu fördern.

12 Kinder müssen vertröstet werden

Beim Hilfseinsatz reicht die Zeit nicht für alle wartenden Patienten –  12 Kinder können nicht mehr operiert werden. Darunter die Geschwister Andrea (7 Jahre), Ruth (3 Jahre) und Juan (5 Jahre). Die Lippenspalten von Andrea und Ruth sind bereits verschlossen, doch Juans Lippe muss noch operiert werden. Und: die Gaumenoperation steht bei allen dreien aus. 

Die Geschwister Andrea, Ruth und Juan…
… konnten nicht mehr am Gaumen operiert werden.

Dass alle Kinder einer Familie sowohl mit einer Lippen- als auch eine Gaumenspalte geboren werden, ist eine extreme Seltenheit. Auch für den erfahrenen Dr. Bardales, der schon viel gesehen hat. Umso erschütterter ist er, als der Einsatz zu Ende geht und er den Kindern nicht mehr helfen kann. Und der nächste Einsatz soll erst Ende des Jahres stattfinden. 

Er habe nicht aufhören können, an die 12 Kinder – insbesondere an die Geschwister – zu denken, erzählt Dr. Bardales im Gespräch mit Stefanie Huter, die unsere Projekte in Lateinamerika betreut. Und dann habe er den Entschluss gefasst, nochmal nach Cajamarca zu fahren. Er wolle die Familien nicht im Stich lassen.

Wir wünschen Dr. Bardales und seinem Team eine gute Reise, und ein erfolgreiches Wochenende. Und freuen uns, dass Andrea, Ruth, Juan und die anderen 9 Patienten schon bald eine neue Lebenschance erhalten. 

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