Seltene Spaltform: Laterale Gesichtsspalte

Heute vor 15 Jahren, am 06.06.2008, starb Paul Tessier, der „Vater der modernen Kiefer-Gesichtschirurgie“. Im Laufe einer langen herausragenden Karriere in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, die 1942 mit der Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten in Nantes begann, entwickelte Dr. Tessier bahnbrechende chirurgische Techniken sowie ein bis heute verwendetes Klassifikationssystem für Fehlbildungen des Gesichts.

Auch uns begegnet dieses System in unserer Arbeit. Mit etwa einem Fall pro 500 Geburten sind „klassische“ Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (Clefts) die häufigsten Spaltentypen und tatsächlich eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen überhaupt, aber bei weitem nicht die einzigen Gesichtsspalten, die es gibt. Diese Spalten werden je nach ihrem Ort in ein Klassifikationsschema, die Tessier-Klassifikation, eingeteilt (siehe Abbildung). Wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten entstehen sie durch schädigende Einwirkungen auf die Entwicklung des Embryos im Mutterleib, durch die das Wachstum und/oder die planmäßige Verschmelzung von Gesichtsteilen stören.

Die Clefttypen nach Tessier. Links: Knochenspalten, rechts: Weichgewebe. Grafik von https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Plastische_erasmusmc unter CC BY-SA 3.0-Lizenz.

2023 haben unsere Chirugen in unseren Hilfsprojekten etwa 30 „andere“ kraniofasziale Spalten behandelt, bei rund 8000 Operationen insgesamt ein sehr kleiner Anteil und Hinweis darauf, wie selten diese Spalten sind, nur eine in 150.000 Geburten! Besonders oft behandelten unsere Chirurgen den sogenannten Typ Tessier-7 (Makrostomie), nach einem für diese Spalten verwendeten Klassifikationsschema (siehe Abbildung unten). Beim Typ Tessier 7 verläuft die Spalte vom Mundwinkel Richtung Ohr, welches sich bei diesen Kindern ebenfalls oft nicht normal entwickelt. Die vergrößerte Mundöffnung bringt natürlich erhebliche funktionale Probleme mit sich, und unsensibel-neugierige oder schlimmstenfalls boshaft-mobbende Reaktionen der Umwelt machen den Betroffenen das Leben schwer.

Wie bei den häufigeren Lippen- oder Gaumenspalten (auf eine „andere“ Spalte kamen unter den von uns finanzierten Operationen fast 300 Lippen-Kiefer-Gaumenspalten) liegen diesen Spalten Störungen bei der sehr frühen Entwicklung des Embryos zugrunde, die in unterschiedlichen Schweregraden auftreten können.

Eine von vielen: Claudine aus Ruanda

Andere Spalttypen können beispielsweise das Augenlid betreffen. Auch bei diesen Spalttypen ist es wichtig, bei der Operation Muskeln und andere Gewebe korrekt zu verbinden, so dass sie nach der Operation ihre Funktionen gut erfüllen können.

Auch diese Spalten können mit sehr gutem funktionalem und ästhetischem Ergebnis chirurgisch verschlossen werden. Hier einige weitere unserer kleinen Patienten 2023. Sie alle erhielten dank unserer Chirurgen und natürlich dank unserer Spender die Operation, die sie brauchten:

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zu diesem Spalttyp finden sie bei Interesse auf dieser Seite des Children’s Hospital of Philadelphia (auf Englisch):

https://www.chop.edu/conditions-diseases/rare-craniofacial-clefts

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie

Mit Ihrer Spende
ermöglichen Sie