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Zweiter Hilfseinsatz in Jijiga, Äthiopien

Freudiges Wiedersehen: Im November fand Abdulahis Gaumen-OP statt. Dieses Mal ist wird seine Lippenspalte verschlossen. Dafür hat er sich besonders schick gemacht.

Erst Ende November 2022 fand unser erster Hilfseinsatz in Jijiga, Äthiopien, statt. Von den rund 200 wartenden Patientinnen und Patienten konnten wir in einer Woche 73 erfolgreich operieren. Angesichts der großen Not und des riesigen Bedarfs, die wir erlebten, beschlossen wir, sobald wie möglich wiederzukommen. Vom 19. bis 24. Juni 2023 waren wir erneut vor Ort.  

Hilfe, wo sonst keine Hilfe ankommt. 

Jijiga ist eine Kleinstadt nahe der Grenze zu Somalia, Hauptstadt der somalischen Region Äthiopiens. Den großen Andrang bei unserem ersten Einsatz hatten wir so nicht erwartet. Die Mehrheit der Familien sind Nomaden, ohne festen Wohnsitz. Die Armut ist offensichtlich. Während das Durchschnittsalter unserer Patientinnen und Patienten in den letzten zwanzig Jahren Hilfe für Kinder mit Spaltfehlbildung weltweit erfreulich gesunken ist und unsere Teams in den meisten unserer Projekte inzwischen vorwiegend auf Babys treffen, sind viele der Kinder in Jijiga schon älter, auch Erwachsene sind dabei. Manche von ihnen leben mitunter bereits viele beschwerliche Jahre mit einer Lippenspalte und/oder einem offenen Gaumen. In der Woche vor Ort können wir längst nicht alle Patientinnen und Patienten operieren. Es gibt eine lange Warteliste: fast 100 Kinder, die entweder nicht operiert werden können, weil ihr Gesundheitszustand es nicht zulässt oder die Zeit nicht reicht. Und weitere 30 Patientinnen und Patienten, die eine zweite Operation brauchen.  

Bei der Planung unseres zweiten Hilfseinsatzes werden wir von dem einheimischen Team des Karamara General Hospital, wo wir auch schon im November waren, unterstützt. Sie telefonieren die Warteliste ab und versuchen, möglichst viele Patientinnen und Patienten zu erreichen. Als wir dann im Juni 2023 wieder in Jijiga sind, warten rund 70 Familien vor dem Krankenhaus. Teilweise ist es ein freudiges Wiedersehen mit Kindern und Eltern, die wir bereits bei unserem ersten Einsatz kennengelernt haben.

Drei internationale Teams in gemeinsamer Mission 

In Jijiga angekommen, werden wir herzlich empfangen. Ali, der Gründer und Präsident unserer Partnerorganisation Somcare, ist schon vor Ort und hat alles vorbereitet. Ein großes äthiopisches Team aus Schwestern, Pflegern, OP-Assistenten und Anästhesietechnikern steht uns während der Woche zur Seite. Mit dabei die beiden jungen Chirurgen Dr. Samater und Dr. Abdinasir. Wie auch schon beim ersten Mal ist die Deutsche Cleft Kinderhilfe international aufgestellt. Im November war ein Team aus Bangladesch im Einsatz. Im Juni reisen Prof. Ganatra mit den Anästhesisten Dr. Alamgir und Dr. Asif und OP-Assistent Nasrullah aus Pakistan an. Das Team aus Deutschland: Dr. Ulrike Lamlé mit ihrer Tochter Patricia Lamlé, die gerade ihr Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen hat, und Andrea Weiberg, Geschäftsführerin der Deutschen Cleft Kinderhilfe. Das Ergebnis einer intensiven Woche: 53 erfolgreiche Operationen und neue Freundschaften zwischen drei verschiedenen Kulturen.  

Investition in die Zukunft 

Von jeher ist es unser Ansatz, in unseren Projekten zur Hilfe für Kinder mit Spaltfehlbildung einheimische Strukturen zu etablieren. Bei unseren beiden ersten Aufenthalten in Jijiga ist es uns gelungen, ein engagiertes einheimisches Team für unsere Mission zu gewinnen. Das Karamara General Hospital ist auch nach unserer Abreise Anlaufstelle für die Patientinnen und Patienten, kümmert sich um die Nachsorge und organisiert die Patientenlisten für weitere Hilfseinsätze.

Die beiden Chirurgen Dr. Samater und Dr. Abdinasir haben die Einsätze wissbegierig begleitet, bei Operationen assistiert und unter Anleitung sogar erste Operationen eigenständig durchgeführt. Beide wollen unbedingt mehr lernen und haben großes Interesse an einer gezielten Weiterbildung in der Spaltchirurgie. Eine erste Ausbildungseinheit von Dr. Samater in Pakistan unter der Leitung von Prof. Ganatra ist noch 2023 geplant. Das ist ein wichtiger Schritt bei unserem Vorhaben, in Jijiga einen festen Projektstandort aufzubauen. Eine Investition in die Zukunft.

Impressionen aus Jijiga