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Rettungsaktion für Dat

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Man sieht es Dat nicht an. Der hübsche 10-jährige Junge kam 2008 mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt. Kurz nach seiner Geburt wurde er im Odonto-Maxillo-Facial Hospital, einer städtischen Spezialklinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam), professionell operiert. Der Verschluss der Lippenspalte verlief damals erfolgreich – bis auf eine winzige Narbe ist nichts zurückgeblieben. Der Junge hatte beste Chancen auf ein normales Leben.

Im weiteren Behandlungsverlauf stand der Verschluss des Gaumens an. Normalerweise hätte diese Operation als klassische Folgebehandlung wieder im Odonto-Maxillo-Facial Hospital stattgefunden. Der Chirurg ist auf Spaltoperationen spezialisiert, das medizinische Niveau ist hoch. Leider kam es anders. Die Eltern von Dat wurden von einem unbekannten Ärzteteam überredet, die Gaumenoperation von ihnen durchführen zu lassen. Damit begann der Leidensweg des Jungen. Bei der Operation wurden beide Gaumenarterien durchtrennt. Um zu retten, was zu retten war, wurde Dat danach noch mehrfach operiert. Aber es war zu spät. Das Gewebe beider Gaumenplatten war bereits abgestorben. Auch der spätere Versuch, den Gaumen mit lokalem Gewebe zu verschließen, scheiterte.

Für das Leben des vietnamesischen Jungen waren die Folgen dramatisch. Durch die Wundheilungsstörung hat sich zwischen Mund und Nasenhöhle eine 4 x 5 cm große Fistel gebildet. Dat kann nicht richtig trinken, essen und sprechen. Er lebt zurückgezogen, hat kaum Freunde. Im März 2018 stellt die verzweifelte Mutter ihren Sohn erneut im Odonto-Maxillo-Facial Hospital vor und trifft dort auf die beiden Münchner Ärzte Dr. Daniel Lonic und Dr. Dr. Denys Loeffelbein. Daniel Lonic, leitet im Helios Klinikum München West die Sektion für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie, Denys Loeffelbein ist Chefarzt der Mund-, Kiefer- und plastischen Gesichtschirurgie.

Das Odonto-Maxillo-Facial Hospital ist Projektpartner der Deutschen Cleft Kinderhilfe. In Kooperation mit der Noordhoff Craniofacial Foundation Taiwan fördert der gemeinnützige Verein mit Sitz in Freiburg die Behandlung von 200 Spaltpatienten pro Jahr, Daniel Lonic leitet das Projekt für die Deutsche Cleft Kinderhilfe. Dr. Lo, Chefarzt des weltgrößten kraniofazialen Zentrums im Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan und einer der besten Spaltchirurgen weltweit, ist zur selben Zeit ebenfalls vor Ort. Er leitet den einmal pro Jahr stattfindenden Weiterbildungsworkshop. Die Diagnose der drei Ärzte ist niederschmetternd: Dat kann nur noch eine mikrochirurgische Transplantation helfen. Das Problem: Diese Behandlung ist unter den gegebenen Umständen in Vietnam nicht realisierbar und wäre darüber hinaus von der Familie, die in ärmsten Verhältnissen lebt, auch nicht finanzierbar. Um Dat zu helfen, beschlossen das HELIOS Klinikum und die Deutsche Cleft Kinderhilfe, den Jungen nach München zu holen und von Daniel Lonic und Denys Loeffelbein operieren zu lassen.

Am 12. November 2018 kamen Dat und seine Mutter in Deutschland an. Zwei große Operationen musste der tapfere vietnamesische Junge überstehen. Die Eingriffe verliefen erfolgreich. Dat ist glücklich, zum ersten Mal in seinem Leben kann er essen und trinken, ohne dass das Meiste den Weg zurück aus der Nase nimmt. Am 2. Advent flog der Junge mit seiner Mutter wieder nach Hause. Für ihn beginnt nun ein völlig neues Leben. „Darauf haben wir zehn Jahre lang gewartet“, meint Yen, Dats Mutter, überglücklich. Für Dat ein frühes Weihnachtsgeschenk – das wohl größte seines Lebens.

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Dat leidet unter seiner großen Fistel zwischen Mund und Nasenhöhle.
Dats Eltern sind ständig in Sorge um ihren Jungen.
Dats offener Gaumen
Dr. Dr. Loeffelbein, Dr. Lo, Dr. Lonic (von links nach rechts)
Dat kommt mit seiner Mutter und einem Projektmitarbeiter am Flughafen an.
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Hintergrund

Leider sind solche Geschichten wie die von Dat keine Seltenheit. Immer wieder sind in- und ausländische Operationsteams im Einsatz, bei denen nicht alle Ärzte über ausreichend Erfahrung bzw. die nötige Qualifikation verfügen. Solche „OP-Safaris“ sind darüber hinaus häufig unkontrolliert und nicht eingebunden in die medizinischen Strukturen. Als Folge kommen die Kinder nach der Operation meist nicht mehr zu den nötigen Folgebehandlungen. Die Eltern, die in ärmsten Verhältnissen leben, sind überfordert und verfügen nicht über das nötige Wissen. Oft wird ihnen sogar Geld für die Operation ihres Kindes geboten.

Über den Einzelfall von Dat möchten wir auf die oben geschilderte Problematik unkontrollierter OP-Einsätze und damit die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklungshilfe aufmerksam machen. Es kann und wird auch künftig nicht unser Ziel sein, Kinder wie Dat und ihre Familien für eine Behandlung nach Deutschland zu holen, in ein Land, dessen Kultur ihnen fremd ist, dessen Sprache sie nicht sprechen. Für Dat war es die einzige Chance und er hatte Glück. Nach zehn Jahren Leid kann er nun bald – bei Fortführung der Behandlung in Vietnam – ein weitestgehend normales Leben führen. Für uns ist Dats Geschichte Bestätigung unserer Arbeit und zusätzlicher Antrieb, künftig verstärkt in den Aufbau und die Sicherung medizinischer Qualitätsstandards vor Ort zu investieren. Damit solche „Rettungsaktionen“, die mit hohen Kosten und großem organisatorischem Aufwand verbunden sind und für die betroffenen Familien letztlich trotz der erfahrenen Hilfe eine große Belastung darstellen, die Ausnahme bleiben.

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DCKH
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